Antrag: „Bildung für alle Schüler*innen in Corona-Zeiten sicherstellen“

DIE LINKE. im Rat der Stadt Gütersloh

Die Situation für alle Schüler*innen in unserer Kommune ist sehr schwierig:

• Eingeschränkter Schulunterricht

• Verlagerung des Lernens in die Familien

Gleichzeitig bleiben aber alle Prüfungsanforderungen durch Klassen- und Kursarbeiten sowie

zentrale Abschlussprüfungen erhalten.

Nur fehlt dabei das gemeinsame Lernen und Arbeiten mit anderen Schüler*innen, zumeist auch die individuelle Lernbegleitung durch Lehrkräfte wegen der derzeitigen Überlastung und die Corona bedingten Ausfälle.
Im Frühjahr haben die Schulen die Erfahrung gemacht, dass die soziale Schere im Distanzunterricht deutlich noch weiter auseinanderging als bisher schon:
In einkommensarmen Familien gibt es selten arbeitsfähige Internetverbindungen. Oftmals verfügen nur die Eltern über internetfähige Mobiltelefone, so dass die Möglichkeit, am Digitalunterricht teilzunehmen, vor hohe Hürden gestellt ist. Außerdem ist meist kein eigenes störungsfreies Zimmer für jedes Kind vorhanden, erst recht kein Computer mit Textverarbeitungsprogrammen und Scanner, so dass Rückmeldungen nur über verschickte Fotos von Arbeitsblättern möglich sind. Bildung für Schüler*innen aus einkommensarmen Familien wird so erheblich erschwert.

Die Situation für Schulen, einen den Schüler*innen nützlichen Unterricht zu organisieren, ist ebenfalls katastrophal:

  • Die Personalnot verschlimmert sich durch krankheitsbedingte Ausfälle. Ersatzpersonal steht nicht zur Verfügung.
     
  • Gleichzeitig Präsenz- und Distanzunterricht in der Klasse zu ermöglichen, führt zu unbefriedigenden Unterrichtsformen in Form von Frontalunterricht, die dem Lehrplan nicht entsprechen (viel Instruktionsunterricht, keine Paar- und Gruppenarbeitsformen, keine gegenseitigen Beratungen durch Lernende, keine Schüler*innenexperimente, keine Projekte an außerschulischen Lernorten).
     
  • Klassen- und Kursarbeiten wurden nicht ausgesetzt, Prüfungstermine erhöhen das Stresslevel der Schüler*innen (und Eltern), worauf die Lehrkräfte aber kaum mit individualisierter Beratung und Lerntipps eingehen können. Der Druck, den „Stoff“ für die Prüfungen abzuarbeiten, lässt Schüler*innen, die weniger selbsttätig lernen und arbeiten können, zurückbleiben.
     
  • Es ist nicht davon auszugehen, dass ab 31.01.21 die Schulen wieder in den Normalbetrieb gehen können, so dass jetzt schon Vorbereitungen getroffen werden müssen, um Bildung für alle Schüler*innen sicherzustellen.

    Daher fordert DIE LINKE:
     
  • Die Verwaltung stellt den Schulen genügend Räume zur Verfügung, damit die Schulen die Klassen und Kurse in kleine Gruppen aufteilen können. Dazu werden derzeit leerstehende Räume von Kultureinrichtungen, Privatunternehmen, Restaurants usw. angemietet.
     
  • Damit die Schulen, die leider nicht genügend Personal für geteilten Regelunterricht nach Stundenplan haben, Bildung und Lernen für alle Schüler*innen sicherstellen können, wird die Verwaltung z.B. Lehramt-Studierenden die Möglichkeit die Möglichkeit einräumen zu unterrichten.
     
  • Die Interessierten (z.B. Lehramt-Studierende) sollen sich mit ihren jeweiligen fachlichen Möglichkeiten für ein Projekt melden, dass sie in einer gewissen Zeit einer kleinen Gruppe anbieten können – dies auch mehrfach. Die Projekte sollten auf ein Ergebnis in Form einer Aufführung, eines Berichts, eines Videos, einer Dokumentation o. ä. hinauslaufen.
     
  • Die Vergütung für dieses Zusatzpersonal beantragt die Verwaltung bei der Landesregierung.
     
  • Sollten nicht für alle interessierten Schulen genügend Räume, Zusatzkräfte und Projekte angeboten werden können, so sollen Schulen nach Sozialindex priorisiert werden.
     
  • Endgeräte sollten für jede*n Schüler*in zur Verfügung stehen damit an Schulen, an denen die angeführten Forderungen nicht umgesetzt werden können, Schüler*Innen dennoch zu unterrichten.
     
  • Arbeiten und Klausuren sollten ausgesetzt werden.

 

Diese Planungen sollen sofort anlaufen, damit zu Schulbeginn im Januar 2021 die Projekte schrittweise beginnen können. Kein Kind zurücklassen!