Nein zur Kapazitätserweiterung bei der Schlachtfabrik Tönnies!

DIE LINKE. im Kreistag Gütersloh; Hans-Werner Elbracht, Herbert Wessel

Resolution zur Sitzung des Kreisausschusses am 13.09.2017; Antragsteller: Hans-Werner Elbracht, Herbert Wessel; DIE LINKE. im Kreistag Gütersloh

 

Der Kreisausschuss möge folgende Resolution unterstützen:

Nein zur Kapazitätserweiterung bei der Schlachtfabrik Tönnies!

Der Konzern Tönnies will die Zahl der täglichen Schlachtungen in Rheda-Wiedenbrück von jetzt 26.000 Tiere auf über 30.000 Tiere erhöhen. Deswegen läuft aktuell das Planfeststellungsverfahren. Das neu gegründete „Bündnis gegen die Tönnies-Erweiterung“ spricht sich entschieden gegen die Erhöhung der Schlachtzahlen aus! Schon jetzt verbraucht Tönnies so viel Wasser wie alle Einwohnerinnen und Einwohner und Betriebe Rheda-Wiedenbrücks zusammen. Das städtische Wasserwerk beliefert nur Tönnies, für alle anderen muss das Wasser aus Nachbargemeinden bezogen werden (Glocke, 20.05.). Mit der Erweiterung wird der Wasserverbrauch um täglich rund 1.000 m³ auf dann 6.500 m³ steigen. Seit 8 Jahren gehen die Niederschläge in OWL signifikant zurück. Die Versorger rufen zum sparsamen Umgang mit Wasser auf (NW, 01.06.) Sauberes Trinkwasser ist ein knappes Gut und muss gegen Konzerninteressen geschützt werden. Die Anlieger müssen auch mit einer gestiegenen Geruchs- und Lärmbelästigung rechnen. So soll das LKW-Aufkommen um ca. 17 % steigen.

Täglich 4.000 Schweine mehr müssen mit Futtermitteln, Wasser und Medikamenten versorgt werden. Ihre Haltung in Mastanlagen erzeugt Gülle und Gestank. Dabei geht es keinesfalls darum, hierzulande einen wachsenden Fleischkonsum zu decken. Der Verzehr von Schweinefleisch ist in Deutschland seit Jahren rückläufig. Die Schädlichkeit eines falschen oder übermäßigen Fleischkonsums für die menschliche Gesundheit ist bekannt. Zugleich ist die Massentierhaltung ein wesentlicher Faktor in der Entstehung von Antibiotikaresistenzen und somit eine reale tödliche Bedrohung für uns alle.

Die Tierhaltung verursacht 18 % der weltweiten Treibhausgas-Emissionen. Futtermittelimporte zerstören die Existenzgrundlagen von Kleinbauern ebenso wie die Regenwälder. Die Massentierhaltung ist dadurch Klimakiller Nr. 1. „Keine erheblichen Auswirkungen auf die Umwelt durch das geplante Vorhaben,“ sieht die von Tönnies bezahlte Gutachterin des TÜV Nord. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung hält sie für nicht erforderlich. Wem das Klima, die Natur und die menschliche Gesundheit gleichgültig sind, der schert sich auch nicht um das Elend der Tiere.

Massentierhaltung und industrielle Fleischproduktion sind auch deshalb ethisch nicht vertretbar. Die Erweiterung bringt keine neuen Arbeitsplätze! Sie soll im Laufe mehrerer Jahre allein durch die Erhöhung der Produktivität um 17 % erreicht werden. Die beantragte Kapazitätserweiterung dient ausschließlich der Erhöhung des Exportanteils und der Steigerung des Profits. Bereits jetzt exportiert der Konzern mehr als 50 % seiner Produkte. Aber längst nicht jedes in Rheda getötete Schwein landet auf einem deutschen oder chinesischen Teller. Fast ein Drittel der jährlich 60 Millionen in Deutschland geschlachteten Schweine landet im Müll oder in einer Biogasanlage (Report Mainz, 2012).

Die EU subventioniert diesen Wahnsinn! Allein von 2010 bis 2013 erhielt Tönnies mehr als eine Million Euro. Konkurrent Vion gar mehr als acht Millionen Euro. (NOZ, 23.12.2014) Der Bundestag hat am 1.6.2017 das „Gesetz zur Sicherung von Arbeitnehmerrechten in der Fleischwirtschaft (GSA Fleisch) verabschiedet. Die Vorlage zu dem Gesetz wurde von der CDU eingebracht. Konzerne sollen für die Machenschaften von Subunternehmen haften müssen. Hierbei geht es um überhöhte Mieten für miserable Behausungen, Tricksereien bei der Arbeitszeit und unerlaubte Lohnabzüge für Arbeitsgerät und Schutzkleidung. Man sollte verantwortliches Handeln für Mensch und Natur vor kurzfristige Gewinne Einzelner stellen! Schlachtfabriken dieser Art sind menschen- und tierverachtend und darüber hinaus gegenüber nachfolgenden Generationen nicht zu rechtfertigen.

Sie sind Teil eines zerstörerischen Systems, das keine Zukunft hat. Wir bitten ebenso um Unterzeichnung der laufendende Petition „NEIN zur Kapazitätserweiterung der Schlachtfabrik Tönnies“:

https://www.change.org/p/nein-zur-kapazitätserweiterung-der-schlachtfabrik-tönnies-im-kreis-gütersloh

Mit Stand zum 04.08.2017 wurde die Petition von 8.611 Menschen aus dem Kreisgebiet und darüber hinaus mitgetragen. Die gleichzeitig laufende Unterschriftensammlung wurde bisher von über 800 Menschen in Rheda-Wiedenbrück und dem Kreisgebiet unterzeichnet.  

Hans-Werner Elbracht, Herbert Wessel; DIE LINKE im Kreistag Gütersloh