Antrag: „Bildung für alle Schüler*innen in Corona-Zeiten sicherstellen“

Gruppe DIE LINKE im Kreistag Gütersloh

Es ist nicht davon auszugehen, dass ab 31.01.21 die Schulen wieder in den Normalbetrieb ge- hen können, so dass jetzt schon Vorbereitungen getroffen werden müssen, um Bildung für alle Schüler*innen sicherzustellen.

  • Damit die Schulen, die nicht genügend Personal für geteilten Regelunterricht nach Stun- denplan haben, Bildung und Lernen für alle Schüler*innen sicherstellen können, wird die Verwaltung z.B. Lehramt-Studierenden die Möglichkeit einräumen zu unterrichten.
     
  • Die Interessierten (z.B. Lehramt-Studierende) sollen sich mit ihren jeweiligen fachlichen Möglichkeiten für ein Klassen- oder Kurs-Projekt melden, dass sie in einer gewissen Zeit einem kleinen Teil einer Klasse oder eines Kursen Gruppe anbieten können – dies auch mehrfach. Die Projekte sollten auf ein Ergebnis in Form einer Aufführung, eines Berichts, eines Videos, einer Dokumentation o. ä. hinauslaufen.
     
  • Die Vergütung für dieses Zusatzpersonal beantragt die Verwaltung bei der Landesregie- rung.
     
  • Sollten nicht für alle interessierten Schulen genügend Räume, Zusatzkräfte und Projekte angeboten werden können, so sollen Schulen nach Sozialindex priorisiert werden.
     
  • Endgeräte sollen für jeden zur Verfügung stehen, damit alle Schüler*innen dem Distan- zunterricht folgen können.
     
  • Finanzschwachen Familien muss aufgrund der Chancengleichheit ein Antrag auf die Fi- nanzierung eines Internet-Zuganges gewährt werden.
     
  • Arbeiten und Klausuren sollten ausgesetzt werden.
     

Begründung:

Die Situation für alle Schüler*innen in unserer Stadt ist sehr schwierig:

  • Eingeschränkter Schulunterricht
  • Verlagerung des Lernens in die Familien

Die Prüfungsanforderungen durch Klassen- und Kursarbeiten sowie zentrale Abschlussprüfun- gen bleiben trotz der erschwerten Situation erhalten. Es fehlt das gemeinsame Lernen und Ar- beiten mit anderen Schüler*innen, zumeist auch die individuelle Lernbegleitung durch Lehr- kräfte wegen der derzeitigen Überlastung und die Corona bedingten Ausfälle.

Im Frühjahr haben die Schulen die Erfahrung gemacht, dass die soziale Schere im Distanzunter- richt deutlich noch weiter auseinanderging als bisher schon:
In einkommensarmen Familien gibt es selten arbeitsfähige Internetverbindungen. Oftmals ver- fügen nur die Eltern über internetfähige Mobiltelefone, so dass die Möglichkeit, am Digitalun- terricht teilzunehmen, außerordentlich problematisch ist. Oft ist kein eigenes störungsfreies Zimmer für jedes Kind vorhanden, erst recht kein Computer mit Textverarbeitungsprogrammen und Scanner, so dass Rückmeldungen nur über verschickte Fotos von Arbeitsblättern dann nicht möglich sind. Bildung für Schüler*innen aus einkommensarmen Familien wird so erheblich er- schwert.

  • Die Situation für Schulen, einen den Schüler*innen nützlichen Unterricht zu organisieren, ist ebenfalls katastrophal:
     
  • Die Personalnot verschlimmert sich durch krankheitsbedingte Ausfälle. Ersatzpersonal steht nicht zur Verfügung.
     
  • Gleichzeitig Präsenz- und Distanzunterricht in der Klasse zu ermöglichen, führt vielfach zu unbefriedigenden Unterrichtsformen in Form von Frontalunterricht, die dem Lehr- plan nicht entsprechen (viel Instruktionsunterricht, kaum Paar- und Gruppenarbeitsfor- men, kaum gegenseitigen Beratungen durch Lernende, fast keine Experimente mehr oder Projekte an außerschulischen Lernorten).
     
  • Klassen- und Kursarbeiten wurden nicht ausgesetzt, Prüfungstermine erhöhen das Stresslevel der Schüler*innen (und Eltern), worauf die Lehrkräfte aber kaum mit indivi- dualisierter Beratung und Lerntipps eingehen können. Der Druck, den „Stoff“ für die Prüfungen abzuarbeiten, lässt Schüler*innen, die weniger selbsttätig lernen und arbei- ten können, zurückbleiben.
     
  • Überlastete Server und unzureichende technische Ausstattung vieler Schulen führen dazu, dass der Distanzunterricht nicht optimal durchgeführt werden kann.

Kein Kind darf zurückgelassen werden, daher bitten wir um Zustimmung zu diesem Antrag.

Mit freundlichen Grüßen,

Gruppe DIE LINKE im Kreistag Gütersloh

Gloria Strothmann
beratendes Mitglied im Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport Emanuel Zurbrüggen
Stellv. beratendes Mitglied im Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport