DIE LINKE. Steinhagen: Presse

Jobcenter macht Platz für Flüchtlingsbüro. DIE LINKE Steinhagen finden Vorgang "grenzwertig"

Steinhagen. Sabine Ibeneme ist verärgert. Die Steinhagenerin ist auf Hartz IV angewiesen und darum regelmäßiger Gast in der Sprechstunde des Jobcenters des Kreises Gütersloh. So wie 547 weitere Bedarfsgemeinschaften aus Steinhagen, die von der Behörde Leistungen beziehen. Jetzt wurde ihr mitgeteilt, dass die Sprechstunde künftig nicht mehr angeboten wird.

In einem Schreiben heißt es, dass sie vom 15. Oktober an das Jobcenter im benachbarten Halle anfahren soll.

Der Grund für den Wegfall wird in dem Schreiben nicht genannt. Hans-Werner Elbracht, Sprecher der Steinhagener Linken, hat sich der Sache angenommen und im Steinhagener Sozialamt nachgefragt. In einer knappen E-Mail erfuhr er von Sozialamtsleiterin Birgit Pape, dass in dem Raum, in dem bislang die Jobcenter-Sprechstunde stattfand, bald ein zusätzlicher Sachbearbeiter zur Bearbeitung von Asylbewerberleistungen seinen Dienst aufnehmen soll.

Laut Hans-Werner Elbracht sei es „grenzwertig“, wenn mit Hartz–IV-Empfängern die sozial Schwächsten nun durch die Flüchtlingskrise benachteiligt werden. Denn für Betroffene wie Sabine Ibeneme bedeute der Wegfall der Sprechstunde nicht nur einen zeitlichen, sondern auch einen finanziell größeren Aufwand. „Ein Ticket nach Halle kostet drei Euro. Hin und zurück sind das schon sechs Euro“. rechnet Ibeneme vor.

Situation zeichnete sich seit drei Monaten ab

Elbracht kann das Vorgehen der Gemeindeverwaltung nicht nachvollziehen: „Da werden die getroffen, die eh wenig Geld in der Tasche haben.“ Dass ausgerechnet dieser Personenkreis nun unter den Folgen der Flüchtlingskrise leidet, sei „auf allen Verwaltungsebenen zu vermeiden“.
Laut Fred Kupczyk, zuständiger Fachbereichsleiter und Geschäftsführer im Jobcenter Gütersloh, habe sich die Schließung der Sprechstunde bereits vor drei, vier Monaten abgezeichnet. Er gibt den schwarzen Peter an die Gemeindeverwaltung in Steinhagen weiter: „Wir sind dort nur Gast.“ Überlegungen, alternativ ein Ladenlokal in Steinhagen anzumieten, habe man verworfen. Die Kosten wären zu hoch, zumal Toiletten und Technik vorhanden sein müssten. „Außerdem kann ich es aus Sicherheitsgründen nicht verantworten, einen einzelnen Mitarbeiter dort hinzusetzen“, so Kupczyk im Gespräch mit dem Haller Kreisblatt. Er schließt nicht aus, dass die Sprechstunde wieder eingeführt wird, wenn sich die Raumsituation in der Steinhagener Gemeindeverwaltung wieder entspannt hat.

Im Rathaus war gestern kein Verantwortlicher für eine Stellungnahme erreichbar. Hans-Werner Elbracht will die Sache nicht auf sich beruhen lassen: „Wir werden im Kreistag Einspruch gegen die Schließung der Jobcenter-Sprechstunde erheben.“

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